Sekundärer Krankheitsgewinn bei neuroplastischen und psychosomatischen Schmerzen
23. Dezember 2024
Sekundärer Krankheitsgewinn von neuroplastischem und psychosomatischem Schmerz.
Während ich das hier schreibe, fängt mein Arm an zu schmerzen.
Ich höre hinein in die Symptome, frage in den Schmerz, was es in ihm denkt. Es kommt die Stimme: „Du kannst das sowieso nicht! Was sinnvolles schreiben. ….. und noch einiges anderes wenig schmeichelhaftes“
In dem Moment, in dem ich mitfühlend und beruhigend auf diese Stimme eingehe, verschwindet der Schmerz. Interessant.
Wieso erzähle ich das am Anfang von einem Beitrag über sekundären Krankheitsgewinn? Weil diese Stimme mich beschützen will.Vor Enttäuschung, dass meine Arbeit falsch verstanden wird, dass ich Fehler mache…. Und und und. Mein „Gewinn“ wäre also eine Vermeidung von möglicher Enttäuschung. Damit aber auch ein Verlust von vielen anderen Dingen wie Freude, Hoffnung, Zuversicht, Abenteuer, um nur ein paar zu nennen.
Sich diesen sekundären Gewinn klarzumachen kann helfen Widerstände gegen das Neue bewusster zu sehen und abzubauen.
Wenn ich, um bei meinem Beispiel mit dem Arm zu bleiben, diese Stimme („Du kannst das sowieso nicht!“) frage: „Wieso denkst du das?“ Führt sie mich weiter in ein Minderwertigkeitsgefühl und einen generellen Unglauben an meine Fähigkeiten.
Hört sich vielleicht nicht besonders angenehm an, so etwas zu hören (und das noch vom eigenen Arm – ich dachte meine Extremitäten wären wenigstens auf meiner Seite)
Aber es zeigt mir auf, was in dem Moment zu tun ist! An meinem generellen Glauben an mein Können zu arbeiten und an meinem Selbstwertgefühl. Und es ist weniger unangenehm als es sich wahrscheinlich liest. Denn die Stimme ist leise und reisst mich keineswegs in eine tiefe unangenehme Emotion und kann auch schnell beruhigt werden.
Was hast du davon, diesen Schmerz zu haben?
Das hört sich, besonders wenn man sich in starken Schmerzen befindet, vielleicht sehr hart an. Aber diese Frage kann durchaus auch mal Sinn machen.
Weitere Beispiele:
Wenn ich mich nicht gut fühle, muss ich auch nicht meiner Frau sagen, dass ich ihr Verhalten an der Party echt doof fand.
Wenn ich müde bin, muss ich mir nicht eingestehen, dass ich furchtbar wütend und traurig bin, was ich bis jetzt aus meinem Leben gemacht habe….
Als Kind habe ich manchmal gelogen, um nicht in die Schule zu müssen. Aus schlechtem Gewissen habe ich dann wirklich Krankheitssymptome bekommen und wurde dadurch von meinem schlechten Gewissen erleichtert.
Wenn ich so einen Scheingewinn realisiert habe, kann ich damit arbeiten, indem ich z. B. gewisse Dinge anspreche. Mir klarmache, dass es zwar zu Enttäuschungen führen kann, wenn man neue Dinge probiert, aber es sonst viel zu langweilig würde oder, dass ich Mutti vielleicht doch sage, dass ich nicht krank bin (habe ich damals nicht gemacht, aber ich lebe trotzdem heute ganz gut)
Immer wieder wichtig zu sagen ist bei dem Thema, es geht keineswegs um Schuldzuweisung oder darum, dass man sich die Schmerzen ausgesucht hätte! Ausserdem macht diese Frage keineswegs immer Sinn. In manchen Fällen zeigt sie einem jedoch einen weiteren wichtigen Hinweis.
Frohen Primärgewinn allerseits, euer Andreas